Was ist eine Pflanze?
Ist sie ein eigenständiges Lebewesen?
Wo hört sie auf, wo beginnt ihre Umgebung?
Oder ist Pflanze und Umgebung eins?
Was passiert jenseits der Blattränder?
Daniel Ammann, Denise Battaglia, Gertrud Fassbind, Bastiaan Frich, Thomas Gröbly, Florianne Koechlin, Martin Ott, Beat Sitter-Liver, Beatrix Sitter-Liver, Patrik Tschudin und Andres Wiemken beschäftigen sich jahrelang mit dieser Frage.
Entstanden ist eine spannende Sammlung von Fragmenten mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, persönlichen Erfahrungen und philosophische Reflexionen. So lernen wir, wie Pflanzen mit Duftstoffen kommunizieren; ihr chemisches Vokabular umfasst um die 3000 Vokabeln. Und dass die Wurzelhaare einer vier Monate alten Roggenpflanze 3,7 Kilometer pro Stunde wachsen und mit Pilzfäden ein dichtes unterirdisches Netz bilden, über das die Pflanze zusätzlich Nährstoffe und Wasser bezieht und auch Nahrung abgibt. Wenn sich Pflanzen ihrem Standort so sehr anpassen, dass die Grenzen zur Umgebung verschmelzen, wie kann sich eine im Labor entwickelte Pflanze in eine natürliche Ackergemeinschaft einfügen und mit ihrer Umgebung in Symbiose leben?
Weitere Beiträge berichten aus neuester Forschung: Pflanzen erinnern sich an vergangene Ereignisse und vererben diese Erinnerungen sogar an ihren Nachwuchs. So können Tomaten, die einmal von Raupen angefressen wurden, sich beim zweiten Mal viel besser wehren. Und auch deren Nachkommen wehren sich besser gegen Frassfeinde – sie haben die Erinnerungen an den Raupenangriff von ihren Eltern geerbt. Ein Artikel zeigt, dass Pflanzen mit uns viel stärker verbunden sind, als wir gedacht hätten: So gelangen etwa Teile ihrer Erbsubstanz bis in unsere Zellen.
Überall stossen wir auf frappierende Beziehungen zwischen Menschen und Pflanzen: Es wird beschrieben, wie Form, Farbe und Geschmack der Zitrone auf eine harmonisierende Wirkung schliessen lassen. Oder wie die Blacke, die als eines der schlimmsten »Unkräuter« bekämpft wird, früher als Gemüse sehr geschätzt wurde. Heute könnte sie des Biolandbauers Freund und Helfer sein, um verdichtete und überdüngte Böden wieder fruchtbar zu machen. Eine Nutzpflanze wird Unkraut wird wieder Nutzpflanze – oder wie sich Abhängigkeiten zwischen Pflanzen und Menschen ständig ändern.
Pflanzen sind also keine passiven und isolierten Objekte. Sie sind Teile des grossen Beziehungsgeflechtes der Natur, in das auch wir eingebunden sind.
Da stellt sich die Frage unserer Verantwortung ihnen gegenüber neu…
Jenseits der Blattränder, eine Annäherung an Pflanzen, erschienen 2014 im Lenos Verlag.
Erhältlich gebunden (ISBN 978 3 85787 444 4) und als e-book (EPUB: ISBN 978 3 85787 579 3 oder Mobipocket: ISBN 978 3 85787 580 9)