Die Agrarpolitik scheint so komplex, dass sich nur noch Vollprofis damit abgeben mögen. Alle andern scheinen überfordert von all den Verordnungen, die diesen Monat publiziert wurden.
Im Folgenden erklärt Biobauer Jakob Alt, weshalb er das Referendum unterstützt. Damit Sie sich ein ganzheitlicheres Bild machen können beleuchtet er die Gegenargumente aus seiner Sicht.
Das vereinfacht die Meinungsbildung nicht unbedingt… aber es eröffnet die Diskussion. Sie sind herzlich eingeladen, teilzunehmen!
(die gehörten, gelesenen und/oder gesehenen Argumente gegen das Referendum sind fett, Jakob Alts Antworten darauf Normalschrift)
Sie ergriffen das Referendum gegen die AP 14-17(1), die Kleinbauernvereinigung lancierte eine Petition für kleine und mittlere Bauernhöfe(2). Weshalb? Die Verordnungen sind in der Vernehmlassung, weshalb nicht durch Stellungnahme Einfluss nehmen?
Die nötigen Änderungen sind zu gross. Zudem riskieren in der Vernehmlassung geäusserte Bedenken und Änderungsvorschläge bis zum Nicht-mehr-Erkennen verwässert zu werden.
AP 14 / 17 ist ein Papier, das weder Erde gerochen noch Sonne gespürt hat. Es wurde in Bundes- und anderen Häusern, von Ämtern und Amtsschimmeln, von Verbänden und Verbandelten, Lobbyisten, Partei- und anderen Funktionären, bis zur Funktionsunfähigkeit „vernehmlast, vergegenantragt, verzWAKt und verzworgelt“ …
Soll’s doch mal einer dem Volke erklären, dieses Paket, auf dass es die Mehrheit verstehe, begreife, als einleuchtend, richtig, zumutbar und gut befinden könnte.
Gegenargument: Das Referendum spaltet die Bauern
Soll mal einer erklären, was die auf Konkurrenz und Wettbewerb getrimmten, nach der Devise von „Wachsen und Weichen“ dressierten Unternehmer als Einheit zusammenhält? Die Berg und Tal, Milch und Mast, Gemüse – Wein – Getreide – Nischen – Vollgas – IP – Bio – Demeter – Permakultur – Hobby – Schaf- und Schneckenhalter…
Man kann nicht über Jahrzehnte Konkurrenz, Effizienz und Spezialisierung pushen und dann erwarten, dass die Leute sich in Not plötzlich wieder solidarisch verhalten.
Wer echt an einem Zusammenhalten der Landwirtschafts – Bevölkerung interessiert ist, muss ernst machen mit bäuerlichem Denken und Handeln und eben grad darum sich hinter unsere Anliegen stellen.
Gegenargument: Mit dem Referendum will man das Rad zurückdrehen
Es hat sich längst gelöst vom Karren, das menschgemachte Rad. Es droht uns zu überrollen. Hier gilt es lenkend einzugreifen, wenn wir und nächste Generationen eine lebenswerte Welt erhalten wollen. Dies muss zukunftsgerichtet, gemeinsam und demokratisch geschehen. Rücksichtsvoll da, wo die Natur zurückschlägt. Mit Einbezug echt fortschrittlicher Technik dort, wo sie uns hilft und die natürlichen Kreisläufe respektiert und unterstützt.
AP 14 / 17 ist nur schon bezüglich Fremdenergie weder zukunftsfähig noch nachhaltig. Nur wer aus der Vergangenheit lernt, kann sich eine Zukunft erarbeiten. Dass die Versorgung mit Lebensmitteln geregelt erfolgen muss, hat Mani Matter schon vor Jahren in seinem CAMBRIDGE Notizheft festgehalten, dass bezüglich Staat und Landwirtschaft die Absatzgarantie und die Produktionslenkung geplant und geregelt sein müssen. Wenn Bauern meinen, sie müssten ihre Aufgeschlossenheit beweisen, treibt dies oft seltsame Blüten.
Gegenargument: das Referendum opfert die Qualitätsstrategie (F.Egger SBV)
Wir wollen unsere Bevölkerung versorgen und nicht die oberen Zehntausend in fremden Ländern mit rumgekarrten Premiumprodukten beliefern. Q-Strategie ist ein Marketingmittel, das zu Marktmacht einiger Grossverteiler führt, unsere Lebensmittel zu Rohstoffen degradiert und damit unsere Wertschöpfung schmälert.
Gegenargument: die Ernährungssouveränität wird geopfert
So wie der Begriff jetzt neu im Gesetz verankert werden soll, entspricht er in keinster Weise dem, was die weltweite Kleinbauernorganisation La via Campesina darunter versteht. Ohne internationale Solidarität verkommt er zur Hülse, schafft Verwirrung und muss allenfalls gar als irreführend bezeichnet werden.
Gegenargument: das Referendum opfert die stärkere Unterstützung Futtergetreide
Diese halbherzige Lösung ist wohl als Zückerchen gedacht, verfängt aber nicht.
Gegenargument: das Referendum gefährdet den Konsens auf GVO- Verzicht.
Das tönt aus dem Munde vom SBV schal. Wir werden uns dagegen klar, eindeutig und verlässlich dafür einsetzen, dass die Schweiz GVO-frei bleibt. Allerdings ist es tatsächlich so, dass der Bundesrat bereits im Januar 13 einen Entwurf für eine Revision des Gentechnik-Gesetzes in die Vernehmlassung geschickt (3) hat, obwohl die Bevölkerung klar gegen Gentechnik ist und bis 2017 ein Moratorium besteht.
Die Erhöhung des Zahlungsrahmens gewinnt durch unsere Postulate gewaltig an Glaubwürdigkeit und macht das Ganze auch für die Steuerzahler verstehbar.
Verkäsungszulagen: Soll doch mal einer Frau und Herr Schweizer fragen, ob sie und er diese „Kässeliwirtschaft“ noch versteht und auch dahinter stehen kann. Wie viel davon letztlich im Sack der Bauern ankommt, ist ja offensichtlich auch für Experten ein ebenso gut gehütetes Geheimnis, wie das des AOC-Appenzellers.