Eine neue Mitarbeiterin bei agrarinfo. Willkommen Michelle!
Foto – Von links nach rechts: Michelle Zufferey, Mélanie von Richthofen, Liliana Calvo, Christine Hürlimann.
Wie ist dein Lebensweg Michelle?
Ich habe mich schon immer zu Bereichen hingezogen gefühlt, die mit Landwirtschaft zu tun haben. Ich habe deshalbim fairen Handel bei der Importzentrale von Magasins du Monde, heute Claro, angefangen. Ich war auf Kaffee und Honig spezialisiert und habe es geliebt, die Brücke zwischen Produzent*innen und Käufer*innen zu bilden. Ich bin auch viel gereist, um die Situation in den Anbauländern zu verstehen und ihnen zu helfen, die bestmöglichen Preise auszuhandeln. Dann habe ich für Max Havelaar, am Aufbau des Registers der lateinamerikanischen Honigproduzent*innen gearbeitet, danach bei Swissaid , wo ich in der Geschäftsleitung für die Entwicklungspolitik zuständig war. Mit dieser internationalen Erfahrung wurde mir klar, dass die gleichen kapitalistischen politischen Wirtschaftssysteme überall auf der Welt die gleichen Auswirkungen haben.
« Mit dieser internationalen Erfahrung wurde mir klar, dass die gleichen kapitalistischen politischen Wirtschaftssysteme überall auf der Welt die gleichen Auswirkungen haben. »
Dann wollte ich die Situation in der Schweiz besser kennenlernen und begann bei AGRIDEA. In 15 Jahren habe ich mir dort einen Überblick über die bestehende Gesetzgebung und die Probleme der Schweizer Bäuerinnen und Bauern verschafft. Ich habe auch an Diversifizierungsaktivitäten auf dem Bauernhof gearbeitet (Direktverkauf, Schule auf dem Bauernhof, Agrotourismus). Ich konnte mir ein Bild von der Komplexität des Berufs und seinen Schwierigkeiten machen. Daraufhin ging ich zu Uniterre, für die ich schon immer arbeiten wollte. Ich liebe es, wofür sie kämpfen: für Ernährungssouveränität! Als Mitglied von La Via campesina, kann sich Uniterre auf ein sehr grosses Netzwerk auf europäischer und globaler Ebene stützen. Ich habe fünf Jahre lang aktiv mit La Via Campesina, Cetim, Fian international zusammengearbeitet, um die Erklärung über die Rechte von Bäuerinnen und Bauern und anderen Menschen, die in ländlichen Gebieten arbeiten (UNDROP), umzusetzen. Dies war ein grosser Sieg im Jahr 2018, doch heute gibt es kaum Veränderungen, da die Politiker*innen immer noch glauben, dass die Erklärung über die Rechte der Bäuerinnen und Bauern nur für den Süden gilt. Die Schweiz hat jedoch für die Deklaration gestimmt! Die UNDROP ist ein Fahrplan für die Umsetzung von Ernährungssouveränität und ein wichtiger Hebel für die Interessenvertretung bei Entscheidungsträger*innen!
Was hat dich dazu motiviert, dem agrarinfo-Team beizutreten?
Als ich bei Uniterre war, haben wir mit agrarinfo zusammengearbeitet, um die Konferenzen rund um den Welternährungstag zu organisieren, 2020 zum Thema Rechte der Bäuerinnen und Bauern. Mir gefielen sofort die Qualität der Arbeit und die Relevanz der Themen der Vorträge. Agrarinfo legt den Finger auf die Kernprobleme des Agrarsektors, wie z.B. faire Preise und Transparenz in der Lebensmittelkette. Es gibt keine andere Organisation in der Schweiz, die eine so offene und kritische Konferenz mit breiten Partnerschaften über Problematiken abhält, die manchmal heikel anzusprechen sind. Ich freue mich darauf, an der Organisation der nächsten Konferenz im Oktober zum Thema “Macht und Märkte” mitzuwirken.
Interessant fand ich auch, dass das agrarinfo-Team ein ganzes Jahr lang an einer zentralen Problematik im Zusammenhang mit dem Welternährungstag in Partnerschaft mit anderen NGOs arbeitet.
Ich hatte auch Lust, einem vielseitigen Team beizutreten, mit Menschen aus Kompetenzbereichen, die ich nicht kannte. Die Prozesse sind dort auch viel schneller, weil weniger Personen beteiligt sind und wir auch freier entscheiden können als andere Vereine, die von der Finanzierung durch Bund und Kantone abhängig sind.
Welche Botschaft möchtest du unseren Lesern und Leserinnen mit auf den Weg geben?
Ich komme zu agrarinfo mit den gleichen Ideen wie zu UNITERRE. Wir wissen heute, dass ein radikaler Paradigmenwechsel notwendig ist, das Weltklimarat IPCC, der Ernährungsbericht der Vereinten Nationen, alle sind sich einig, wir wissen es seit Jahrzehnten und wir haben keine Zeit mehr, zu zögern.
Um mit einer persönlicheren Note abzuschliessen: Was bringt dich im Leben zum Strahlen?
Ich liebe die Natur, ich liebe es, spazieren zu gehen und gut zu essen. Ich liebe Kinder. Ich liebe Tiere. Ich träume von einer Welt des Respekts, in der es Platz für alle gibt, für Menschen, Tiere, Pflanzen… und ich werde weiter für diese Anliegen kämpfen, solange ich kann.
Gion Honegger
29 Mai, 2024 @ 01:39
Liebe Michelle, einen herzlichen Dank für diese sehr guten, überaus wichtigen Zeilen! Du sprichst mir aus dem Herzen und aus meiner Praxis mit einem agroöokologischen Projekt – auf Cuba!
Mit uniterre bin ich seit einiger Zeit verbunden, da mir ihre Ziele und Praxis nahe sind. Gerne würde ich Euch von agroinfo dieses Projekt näher erklären und Euch darüber informieren.
Vielleicht hast Du/habt Ihr einmal etwas Zeit dazu?
Freundliche Grüsse
Gion