Was macht die Bohne im Dreikönigskuchen?
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Alter Brauch …
Der Brauch vom Königskuchen soll seine Wurzeln bei den Römern haben, am Fest des Saturnus, dem Gott der Landwirtschaft (↵). Das ursprünglich eintägige Erntedankfest mutierte zum mehrtägigen Volksfest, während dem die die normale Tages- und Rangordnung komplett durcheinander gebracht und die Standesunterschiede aufgehoben waren. Erkorene Saturnalienfürste (Saturnalicus princeps) durften während dem Spiel wie Fürsten kommandieren (↵). Wie wurden sie bestimmt? Möglicherweise zogen sie ein Los, doch als belegt gilt der Brauch des „König-Ziehens“ erst ab dem späten Mittelalter, als man eine Bohne als Los in einen Kuchen einbuk (↵).
“Seit dem 14. Jahrhundert tritt der Bohnenkönig als verbreitetes Phänomen in West- und Teilen Mitteleuropas in Erscheinung. Dabei kennzeichnet den Brauch eine breite Akzeptanz über alle sozialen Schranken hinweg, vom Französischen Königshof über Klöster, Städte, Zünfte, Bauern, Studenten, Schüler bis zu Siechenhäusern: sie alle wählen ihren eigenen König (oder ihre Königin). Bis ins 18. Jahrhundert hinein bleibt das Ritual ideell an das Epiphaniefest gebunden und wird von den Zeitgenossen als eine Begehensweise des kirchlichen Festtages verstanden in Anknüpfung an die Idee des Königtums Christi. Infolge der Reformation wird die Angemessenheit des Bohnenkönigs als Festritual Gegenstand der konfessionellen Auseinandersetzung. Mit der Aufklärung geht der gedankliche Zusammenhang zum 6. Januar vielfach verloren, an seine Stelle tritt, zumal im 19. Jahrhundert, eine Karnevalisierung des Rituals, die den König als närrische Gestalt und Exponenten einer auf Zeit verkehrten Welt begreift. Am Beginn des 20. Jahrhunderts ist der Brauch im deutschen Sprachraum bis auf einige Gebiete an Mosel und Rhein weithin erloschen.” (↵)
… neu entdeckt
Der Drei-Königskuchen wie wir ihn in der Schweiz heute kennen wurde erst Mitte des 20. Jahrhunderts kreiert, basierend auf Forschungsresultaten, die Dr.h.c. Max Währen in seiner Schrift „Der Königskuchen und sein Fest“ publiziert hatte.
«Jährlich werden über 1,5 Millionen Plastikfigürchen verbacken»
Marketing
„Die Wiedereinführung des alten Brauches wurde beschlossen und mit einer Medienkonferenz im November 1952 an der Fachschule Richemont in Luzern in Szene gesetzt.“ (↵). Der alt-neue Brauch hat sich bestens etabliert: Unterdessen werden jährlich schweizweit über 1.5 Millionen Plastikfigürchen verbacken. “Ein Brauch der Gegenwart zwischen ritueller Funktion, Archaisierung und Kommerz” (↵).
Für kurze Zeit König sein und, wenn auch nur im Spiel, über die andern Macht ausüben: Der Traum ist eingebacken und erscheint zum Carneval oder der Epiphanie, aus Blätter- oder Hefeteig, verziert oder mit Papierkrone (↵).
Die Bohne als Königsmacher
Die Römer stimmten mit Steinchen oder Bohnen ab (↵). Diese Tradition blieb bis zum Mittelalter erhalten. Analog dazu wurden Bohnen und Steinchen als Lose benutzt: der Gewinner zog die Bohne, zum Beispiel an den Saturnalen sein Los zum temporären Fürst- oder König-Sein.
Im Französischen spricht man bis heute von der Ackerbohne (fève) im Königskuchen, obwohl diese längst durch kunstvolle Keramikfigürchen oder industrielle Plastikköniginnen ersetzt wurde.