Fenaco-LANDI ein Machtgefüge „aus der Erde auf den Tisch“
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung
Von Bauerngenossenschaften zu fenaco
Tätigkeitsbereiche
a. Agro
b. Nahrungsmittelindustrie
c. Detailhandel
d. Energie
e. Verschiedenes
Strategie von fenaco-LANDI
Mächtiger und unumgänglicher Akteur
Überlegungen
Quellen
Alle kennen die LANDI! Hier deckt sich ein Teil der Bauern und Bäuerinnen mit Futtermitteln für ihre Tiere, Produktionsmitteln wie Saatgut, Pflanzenschutzmittel und Werkzeugen ein. Auch die Landbevölkerung kommt hier auf ihre Kosten : ein kleines Sortiment an frischen und lokalen Lebensmitteln, eine riesige Palette an alkoholischen und nichtalkoholischen Getränken (nicht unbedingt aus der Schweiz), Produkte für Haushalt, Küche, Körperpflege und auch etwas für Hobbys oder Leidenschaften: Reiten, Gartenarbeit usw. Kleidung, die für Aktivitäten im Freien nützlich ist, ist ebenfalls im Sortiment zu finden. Sogar unsere tierischen Freunde kommen nicht zu kurz, es gibt alles, um sie zu füttern, zu unterhalten, zu bürsten…
Viele meiner Bekannten gehen zur LANDI, weil sie eine landwirtschaftliche Genossenschaft ist. Aber wissen sie, dass fenaco-LANDI ein Gigant ist, der im Jahr 2023 einen Nettoerlös von CHF 7,54 Mrd erzielt hat?
Von Bauerngenossenschaften zu fenaco
Die Fenaco entstand 1993 durch den Zusammenschluss von sechs Genossenschaften aus der West- und der Deutschschweiz. „Wir gehören rund 145 LANDI und ihren über 41 000 Mitgliedern, von denen mehr als 23 000 aktive Schweizer Bäuerinnen und Bauern sind“. Fenaco-LANDI ist aber auch Eigentümerin zahlreicher Unternehmen, „die alle den Interessen der Landwirtschaft dienen und in der Agrartechnologie, der Energieversorgung, der Produktverarbeitung, dem Einzelhandel oder der Forschung tätig sind.“ Die Fenaco umfasst rund 80 Unternehmen, deren Tätigkeitsbereiche die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Schweizer Bauern und Bäuerinnen stärken und unterstützen sollen. Zudem müssen die Bäuerinnen und Bauern laut Statuten die Mehrheit im Verwaltungsrat der fenaco stellen.
Tätigkeitsbereiche
Fenaco, als Genossenschaft, betont in ihrer Kommunikation, dass ihre Daseinsberechtigung „darin besteht, die Schweizer Landwirtinnen und Landwirte bei der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Betriebe zu unterstützen.“ Um dies zu erreichen, konzentriert sich fenaco auf vier Geschäftsbereiche, die sich um die drei strategischen Achsen Innovation, Nachhaltigkeit und internationale Kompetenz artikulieren.
a. Geschäftsbereich Agro
„Der Geschäftsbereich Agro stellt den Landwirten Produktionsmittel zur Verfügung (Saatgut, Hilfsstoffe, Pflanzenernährung, Pflanzenschutzmittel, Futtermittel und Landtechnik). Er vermarktet Getreide, Ölsaaten, Nutztiere und bietet Beratungsleistungen an, um die Landwirtinnen und Landwirte bei ihrer Arbeit zu unterstützen.“ Fenaco besitzt Unternehmen in allen Produktionsbereichen dieses Geschäftsfeldes.
b. Geschäftsbereich Nahrungsmittelindustrie
Dieser Geschäftsbereich umfasst die Produktion von Nahrungsmitteln (Obst, Gemüse, Getreide, Kartoffeln, Eier, Getränke und Fleisch), die dann verarbeitet und über verschiedene Kanäle an die Verbraucher vermarktet werden, z. B. in Restaurants, Hotels, Krankenhäusern und Altersheimen, Metzgereien und im Detailhandel. Die hochspezialisierten Unternehmen Halag Chemie, UFAG Laboratorien und Ufamed decken den Kompetenzbereich Lebensmittelsicherheit ab.
c. Detailhandel
Der Vertrieb in der Schweiz läuft hauptsächlich über die folgenden Verkaufskanälen
– LANDI (270 Geschäfte)
– Volg, TopShop, Prima (900 Verkaufsstellen)
– Cadar, Grosshändler (600 Kunden, darunter 100 „ma fée“-Läden).
d. Energie
Der Geschäftsbereich Energie umfasst den Energieversorger AGROLA mit über 400 Tankstellen in ländlichen Gebieten sowie den Verkauf von Heizöl und Pellets, in dem sich AGROLA als führender Anbieter etabliert hat. AGROLA ist auch im Bereich der erneuerbaren Energien und der Photovoltaik aktiv.
c. Verschiedenes
Die Geschäftseinheiten Verschiedenes umfassen zwei Unternehmen, die aufgrund ihrer Spezialisierung und ihrer globalen Tätigkeit keinem strategischen Geschäftsbereich zugeordnet sind: Es handelt sich um den Anbieter von IT-Lösungen Bison und das Transport- und Logistikunternehmen TRAVECO.
«Die Bauern und Bäuerinnen sind nicht nur Mitglieder einer Landi, sondern auch Kunden, die ihre Produkte an die Landi verkaufen.»
Strategie von fenaco-LANDI
Die beeindruckende Expansion von fenaco entspricht „dem Willen, der Schweizer Landwirtschaft zu dienen“. Tatsächlich besitzt fenaco Schlüsselunternehmen entlang der gesamten Lebensmittelkette: Düngemittel, Spritzmittel, Saatgut, Futtermittel und Medikamente für Tiere. Sie bietet technische Beratung an und verkauft auch landwirtschaftliche Maschinen, Betriebsprogramme und Treibstoff. Darüber hinaus besitzt fenaco-LANDI Sammel- und Lagerplätze (Getreide/Ölsaaten, Obst und Gemüse) und übernimmt den Transport der Tiere. Die Produkte werden dann in ihren eigenen Betrieben hergestellt und/oder verarbeitet und in ihren Läden vermarktet. Fenaco-LANDI ist also entlang der gesamten Nahrungsmittelkette allgegenwärtig. Die Bäuerinnen und Bauern können alle ihre Aktivitäten mit den Produkten und Dienstleistungen von fenaco-LANDI organisieren. Die Rückvergütungen der fenaco an ihre bäuerlichen Mitglieder erfolgen proportional zu den in den LANDIs ausgegebenen Beträgen in Form eines Geschenkpakets und einer Rückvergütung (CHF 1000.- für Wareneinkäufe im Wert von über CHF 50’000.-).
Mächtiger und unumgänglicher Akteur
Im Bereich Düngemittel hat die Fenaco die Fertag AG (Grosshändler für Düngemittel und Bodenverbesserungsprodukte) übernommen. Darüber hinaus hält sie eine Beteiligung am Kapital des europäischen Händlers Unifert-Interore SA und ist Mehrheitsaktionärin von Fertag France SA.
Im Bereich Smart Farming hat die fenaco den Landtechnikagenten Dousset Matelin übernommen, um das Know-how von Serco Landtechnik (Alleinimporteur der Marke Claas in der Schweiz) und die Partnerschaft mit Claas zu stärken und damit an Grösse zu gewinnen. Außerdem besitzt sie (unter anderem) Sevra Suisse AG und UMATEC SA .
Wir haben versucht, alle Unternehmen, die fenaco-LANDI besitzt, aufzulisten. Es ist nicht einfach, die Struktur zu verstehen, und in einigen Fällen ist es schwierig zu wissen, ob ein bestimmtes Unternehmen Mitglied oder Partner von fenaco ist oder ob fenaco Aktionär ist. Nach den Informationen, die auf den Websites von fenaco und Landi zu finden sind, scheint es jedoch so, dass fenaco-LANDI mehr als 80 Firmen besitzt, die meisten davon in der Schweiz. Sie entwickelt ihre Aktivitäten auch in Frankreich, Luxemburg, Deutschland, der Tschechischen Republik und Rumänien.
Fenaco begnügt sich nicht damit, zu kaufen und Partnerschaften aufzubauen. Sie weiss, wie sie sich in den oberen Etagen der Macht positionieren kann. So waren beispielsweise zwei Bundesräte (Ueli Maurer und Guy Parmelin) Vizepräsidenten von fenaco. Sie ist auch Mitglied in strategischen Organisationen wie dem Schweizerischen Bauernverband. Der Verwaltungsratspräsident von fenaco, Pierre-André Geiser, ist Mitglied des Vorstands des SBV. Über ihre Mitglieder (Geschäftsleitung und Verwaltungsrat) ist die fenaco in den Dachverbänden der verschiedenen landwirtschaftlichen Produktionszweige vertreten (Schweizerischer Obstverband, Swisstabac, Schweizer Zucker AG, SWISSSEM, Swisscofel, Schweizerischer Fleisch-Fachverband usw.). Sie beteiligt sich aber auch an Organisationen, die auf die Entwicklung neuer Technologien setzen, wie SUISAG (führend im Bereich der Genetik und der Gesundheitsprogramme für die Schweinezucht in der Schweiz), barto (Softwarelösungen für die Landwirtschaft) oder „Sorten für morgen“, die neue Züchtungstechniken im biomolekularen Bereich fördert.
Überlegungen
Rund 80% der Schweizer Bauern und Bäuerinnen (was etwa 23.000 Personen entspricht) sind Genossenschafter.innen einer LANDI, die zur fenaco-LANDI Gruppe gehört.
Die Bauern und Bäuerinnen sind nicht nur Mitglieder einer Landi, sondern auch Kunden, die ihre Produkte an die Landi verkaufen. Die Gefahr ist gross, dass sie in dieser dreifachen Abhängigkeit gefangen sind.
Im Geschäftsbericht 2023 wird deutlich, dass fenaco-LANDI auf die Entwicklung neuer Züchtungstechnologien und auf Smart Farming (Digitalisierung, Robotik, künstliche Intelligenz) setzt. Bei den neuen Gentechnologien müssten noch viele Punkte geklärt werden und es wäre sinnvoll, das Vorsorgeprinzip konsequent anzuwenden. Was die Digitalisierung betrifft, so sind auch hier noch Fragen offen, insbesondere die nach den Umweltauswirkungen der Digitalisierung in Bezug auf die CO2-Bilanz, die Verfügbarkeit von strategischen Metallen und anderen Ressourcen, die für die Herstellung von Endgeräten und Ausrüstungen verwendet werden.
Fenaco-LANDI hat in den Aufkauf von Unternehmen und Gesellschaften investiert, die sich auf den digitalen Sektor spezialisiert haben. Daher hat sie ein Interesse daran, dass dieser Sektor wächst. Und es ist nicht gesagt, dass der Fortbestand von fenaco-LANDI immer mit den Interessen der Bauern und Bäuerinnen übereinstimmt!