Thailand: Küche der Welt
INHALTSVERZEICHNIS
Eine wachsende Produktion und florierender Export, ja aber…
Die Unterstützung des Staates ist unbestreitbar
Meister in der Verarbeitung und an der Spitze der Innovation
Warum zieht Thailand so viele Unternehmen für die Lebensmittelverarbeitung an?
KASTEN: Eine florierende Fischerei, aber zu welchem Preis?
Schluss
Quellen
Links zum Vertiefen
Wenn ich bei Google „Thailand Weltküche“ eingebe, steht Pad Thai ganz oben auf der Liste, gebratene Reisnudeln mit Tofustückchen, Sojasprossen, zerstossenen Erdnüssen, Ei und sehr oft auch Garnelen. “Miam”. Vor meiner Abreise nach Thailand lief mir das Wasser im Mund zusammen! Doch wenn man genauer hinsieht, ist Thailand mehr als nur Pad Thai. Es ist ein Gigant in der Lebensmittelindustrie, der für die ganze Welt kocht und nicht davor zurückschreckt, seine Wälder abzuholzen und Menschen auszubeuten, um seine Ziele zu erreichen..
Eine wachsende Produktion und ein florierender Export, ja aber…
Das Land profitiert von einem ganzjährig günstigen Klima und einem riesigen Ackerland – 50% der Böden des Landes werden landwirtschaftlich genutzt. Es gehört zu den zehn grössten Produzenten und Exporteuren der Welt von Reis, Maniok, Zuckerrohr, Palmöl, Kokosnüssen, Ananas, Mangos, Bananen, Papayas und Kautschuk.. Jüngste Statistiken zeigen, dass Thailand der weltweit grösste Exporteur von Reis ist, Hühnchenfleisch und eine Vielzahl von Meeresprodukten exportiert, wie Garnelen, Fisch, Muscheln. Bei den verarbeiteten Produkten umfassen die Exporte Produkte wie Obstkonserven, Saucen, Milchprodukte und Fertiggerichte. Der Wert der thailändischen Lebensmittelindustrie, einschliesslich des lokalen Verbrauchs und der Exporte, wird auf 82 Mrd. EUR geschätzt.
Um diese Rekordzahlen zu erreichen, hatte Thailand keine andere Wahl, als seine landwirtschaftlichen Flächen auszudehnen, und zwar durch Abholzung der Wälder. Es ist der spektakulärste Fall in Südostasien: Zwischen 1945 und 1975 schrumpften die Wälder von 61% auf 34% der Landesfläche und nehmen heute nur noch ein Viertel des Landes ein. Gleichzeitig ist die Ausdehnung des Ackerlandes explosionsartig angestiegen: Zwischen dem Beginn des 20. Jahrhunderts und 1991 stieg die Fläche von etwa 2 Millionen Hektar auf 23 Millionen Hektar, was 45% der Landesfläche entspricht. Seit den 1990er Jahren hat sich der Anstieg bei 50% stabilisiert. Die beschleunigte Globalisierung der Wirtschaft und insbesondere die Globalisierung des Lebensmittelmarktes hat die Agrarlandschaft zugunsten des kommerziellen Anbaus stark verändert, z. B. ist die Anbaufläche für Mais, Maniok und Zuckerrohr in den letzten 20 Jahren um das Elffache gestiegen.
Die Unterstützung des Staates ist unbestreitbar
Die thailändische Regierung hat nicht nur die Landschaft des Landes neu gestaltet, sondern auch massiv in die Agrarforschung investiert, um die Produktivität zu steigern, die Qualität der Kulturen und die verwendeten Techniken zu verbessern und ihre langfristige Nachhaltigkeit zu gewährleisten (Wassermanagement, resiliente Kulturen, Reduzierung des CO2-Fussabdrucks). Diese Bemühungen zielen darauf ab, die globale Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu stärken und gleichzeitig zeitgenössische Herausforderungen wie Klimawandel, Ernährungssicherheit und Nachhaltigkeit anzugehen. Thailand beherbergt mehrere renommierte Agrarforschungsinstitute, wie das Department of Agriculture (DOA) und das Rice Department. Die Regierung arbeitet mit dem Privatsektor und Universitäten zusammen und initiiert Forschungsprogramme. Zahlreiche Agenturen wie das Thailändische Institut für Industriestandards, das Department of Medical Sciences und die Food and Drug Administration wurden gegründet, um die Einhaltung internationaler Sicherheitsstandards, die Kennzeichnung von Produkten und die Einhaltung von Qualitätskontrollen zu gewährleisten.
Meister in der Verarbeitung und an der Spitze der Innovation
Mehrere thailändische Unternehmen haben sich im Bereich der Lebensmittelverarbeitung hervorgetan und tragen zum Ruf des Landes als bevorzugtes Ziel für diese Aktivitäten bei. Zu ihnen gehört Charoen Pokphand Foods (CPF), das sich auf die Aufzucht, Verarbeitung und den Vertrieb von Lebensmitteln wie Geflügel, Schweinefleisch und Aqua-Produkten spezialisiert hat. Die Thai Union Group ist weltweit führend in der Fisch- und Meeresfrüchteindustrie und produziert und exportiert Produkte wie Thunfischkonserven, Garnelen und verarbeitete Meeresfrüchte. In Thailand gibt es mehr als 10’000 Unternehmen im Bereich der Lebensmittelverarbeitung und heute sind mehr als die Hälfte der Lebensmittelexporte verarbeitete Produkte. Thailand nutzt diese Konservierungsverfahren, um mehr zu produzieren und dem Produkt eine lange Lebensdauer zu verleihen. Es ist somit der Champion für Thunfisch und Ananas aus der Dose! Thailand reagiert auch auf die steigende Nachfrage der Fertiggerichte-Industrie im In- und Ausland und ist derzeit das neuntgrösste Exportland für Fertiggerichte weltweit. Thailand ist das Land, das an allen Fronten mitspielt, und steht bei den Hallal-Exporten weltweit auf Platz 13.
Da das Land viel in Forschung und Entwicklung investiert, ist es auch bei technisch anspruchsvolleren Zutaten wie Süssstoffen, veganen Gerichten, ultraverarbeiteten Produkten, aber auch bei neuen Wellness- und Verjüngungs-Stars wie Nahrungsergänzungsmitteln, Hyaluronsäure und Kollagen, die in erfolgreichen Getränken zu finden sind, führend. 2016 startet Thailand den ersten thailändischen Wissenschaftspark mit 124 000 m2 Laboren aller Art, über 3000 hochqualifizierten Forschern, 11 Fabriken in der Branche und zahlreichen Start-ups, die an den Campus angeschlossen sind. CPF, das bereits erwähnt wurde, führt seine neue vegane Produktreihe namens MEAT ZERO ein, mit dem Ziel, bis 2026 zu den Top 3 der alternativen Fleischsorten weltweit zu gehören. Die Regierung hat einen Entwicklungsplan umgesetzt, um Thailand zu Asiens „Food Hub“ für verarbeitete Produkte zu machen, und in Thailand sind bereits multinationale Lebensmittelgiganten wie Nestlé, die Amerikaner Cargill, Kellogg’s und McCormick sowie die japanische Ajinomoto ansässig.
Warum zieht Thailand so viele Unternehmen für die Lebensmittelverarbeitung an?
Zunächst einmal verfügt es über eine gut ausgebaute logistische Infrastruktur mit modernen Häfen und effizienten Transportnetzen, die den Import von Rohstoffen und den Export von Fertigprodukten erleichtern. Ausserdem profitiert es von qualifizierten Arbeitskräften, die im Agrar- und Ernährungssektor ausgebildet sind und nicht viel kosten. Thailand profitiert in der Tat von ausländischen Arbeitskräften, die aus Konfliktländern wie Myanmar fliehen, fügsam sind und zu niedrigen Kosten ausgebeutet werden können.
Eine florierende Fischerei, aber zu welchem Preis? Die Realität des Menschenhandels in der thailändischen Fischereiindustrie
Die Skandale der Vergangenheit, insbesondere im Bereich der Menschensklavereiin der Fischereiindustrie, haben Thailand auf den dritten Platz der schlimmsten Länder in Bezug auf die Achtung der Menschenrechte gebracht. Trotz der Ankündigungen von Reformen und Fortschritten bei den Menschenrechten seitens der verschiedenen Fischerverbände hat Human Rights Watch aufgedeckt, dass Zwangsarbeit immer noch existiert. Durch die Einführung der „pink card“ für Arbeitnehmer hat die Regierung die Position der Arbeitgeber und nicht die der Arbeitnehmer gestärkt. Die Regierung hat PIPO-Zentren eingerichtet, die die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer an Bord von in den Hafen einlaufenden Schiffen überprüfen sollen. Aufgrund von Personalmangel kontrollieren sie letztlich nur sehr wenige Schiffe und nur oberflächlich, indem sie lediglich auf die Namen der Arbeiter zeigen. Die Arbeitsbedingungen sind nach wie vor äusserst prekär und die Löhne werden tröpfchenweise ausgezahlt, ohne die festgelegten Verträge einzuhalten. Fischerschutzorganisationen kämpfen seit Jahren ohne greifbare Ergebnisse. Einwander*innenaus den Nachbarländern suchen in Thailand Zuflucht und Lohn und sind schliesslich an Bord von Fischerbooten gefangen, die zu ihrem neuen Gefängnis werden.
Die Regierung hat auch eine wirtschaftsfreundliche Politik eingeführt. Das „Thailand Board of Investment“ bietet eine Reihe von Anreizen für ausländische Investoren, darunter die Befreiung von der Körperschaftssteuer für bis zu acht Jahre, erleichterter Zugang zu Land und „Smart“-Visa, mit denen wichtige Mitarbeiter und ihre Familien bis zu vier Jahre im Land bleiben können, ohne eine Arbeitserlaubnis beantragen zu müssen. Thailand hat mit vielen Ländern Handelsabkommen geschlossen, die den Export von verarbeiteten Produkten erleichtern. Diese Abkommen tragen dazu bei, dass thailändische Unternehmen auf den internationalen Märkten expandieren.
Schluss
Mit der Globalisierung der Ernährung hat sich die thailändische Küche durchgesetzt, sie erweckt Vertrauen in Bezug auf Geschmack und Lebensmittelsicherheit. Die Fakten zeigen, dass Thailand in der Tat eine riesige, extrem intelligente und leistungsstarke Küche ist, die für die ganze Welt produziert.Ihre Strategie ist auf dem neuesten Stand der Leistung und Innovation, aber die Produktionsbedingungen folgen anderen ökologischen, ethischen und sozialen Standards als bei uns. Lassen Sie sich also nicht täuschen, Pad Thai lässt sich auf tausend Arten zubereiten : Zwischen einem frischen Gericht, das auf jahrtausendealten asiatischen Traditionen beruht, und einem importierten und industriell hergestellten Gericht, das unter nicht akzeptablen Bedingungen hergestellt wurde, gibt es eine Wahl zu treffen.
Quellen
Thailand: File – The kitchen of the world – nov 2018
Business France (FR) – Domination de la Thaïlande dans la production alimentaire – 29.01.2021
Website des französischen Ministeriums für Landwirtschaft und Ernährungssouveränität (FR) – Rapport 2023 Les politiques agricoles à travers le monde
Thai Fishing Reality – Videos:
Weitere Links zum Vertiefen
Ministerium für Europa und auswärtige Angelegenheiten (FR) – Le projet Thaïlande 4.0, vers la Thaïlande de demain – 02.09.2016
Vietnam Plus (FR) – La Thaïlande envisage de tripler les revenus des agriculteurs – 15.02.2024