Zukünftig und regional
Agrarinfo Podiumsdiskussion 2016.
Notizen der Podiumsdiskussion vom 27.8.16 die Christian Hiss’ Vortrag über Regionalwert AG (siehe unser Artikel aus der Region für die Region – Beispiel Regionalwert AG) folgte.
Teil 1: Regionalität als Markt
Regionalität als Markt
Die finanzielle Wertschöpfung ist bei der landwirtschaftlichen Produktion selbst weit geringer als bei der Verarbeitung und dem Handel. Deshalb gilt: Je mehr die Landwirte an der Wertschöpfungskette teilhaben und je näher sie bei den Konsumenten sind, desto höher ihre finanzielle Gewinnbeteiligung. Doch auch wenn „Made in Here“ mehr ist als nur ein Trend, die Wege der Produkte aus der Region in den Laden sind deswegen nicht unbedingt direkt. Vom Preis, den die Kundin zahlt, erhält der Produzent häufig weniger als 10%. Der Rest geht weg für Verarbeitung, Handel, Verteilung.
Die Regionale Land- und Ernährungswirtschaft ist ein hart umkämpfter Markt
“Regionales” ist ein Bedürfnis und Regionale Labels erzielen in der Schweiz einen Umsatz von ca. 1.5Mia oder 3% des gesamten Lebensmittelhandels. „Die Grossen“ haben diesen Kuchen fast ganz unter sich aufgeteilt. Bereits seit 1999 gibt es „aus der Region für die Region“ von Migros, 2005 kam Volg mit „Feins vom Dorf“ dazu, gefolgt von Coops „miini Region“ und Landis „natürlich vom Hof“. „Klein aber fein“ heisst die Lidl-Version und „meine Heimat“ nennt Aldi sein Sortiment. Aus der Bauernzeitung stammt folgende Zusammenstellung, mit der Adrian Krebs die Podiumsdiskussion eröffnete (bitte anklicken um den Link bei der BZ zu öffnen):
Die Grossverteiler decken den Regionalmarkt – wie den Biomarkt und den ganzen Nahrungsmittelmarkt – in der ihnen eigenen, finanzstarken Manier ab. Sie sind die Konkurrenz der „Kleinen“, der Basis-Initiativen, die aus einem echten Bedürfnis der Betroffenen und mit grossem, auch viel freiwilligem Einsatz der Interessierten entstehen.
Über Basis-Intiatitven und ihrem (künftigen) Stellenwert für Produzenten und Konsumenten diskutierten unsere Gäste auf dem Biohof Im Fondli, Dietikon, unter Leitung von Adrian Krebs. Sie setzen sich, jeder in seinem Gebiet, für die Vielseitigkeit unserer lokalen Lebensmittelproduktion ein:
- Reto Cadotsch, Agronom; Er arbeitet seit 1978 in solidarischen Landwirtschaftsprojekten und hat massgebend die aktuelle Situation in Genf mitgebaut: “Es geht darum, dass wir das Problem der Ernährung über die Landwirtschaft gemeinsam lösen.”
- Patrick Honauer, Unternehmer; Er entwickelt seine vielfältigen Geschäftsideen gemeinsam mit seinen Partnern und Kunden: “Unsere Projekte entstehen als Antworten auf soziale Gegebenheiten.”
- Martin Brugger, Agronom und Stv. Leiter Departement Wirtschaft, Bildung und Internationales beim Schweizerischen Bauernverband: “Die Landwirtschaft ist der grosse Verlierer in den Wertschöpfungsketten. Kann die Macht der Zahlen dazu verwendet werden, der Landwirtschaft ihren effektiven Wert an der Wertschöpfungskette zukommen zu lassen?”
Der Bauer, der Unternehmer und der SBV-Vertreter waren sich einig, es gibt keine gemeingültige Lösung.
Denn die Herausforderungen, denen sich die Produzentinnen und Produzenten stellen müssen, sind so verschieden wie ihre Betriebe, ihre Produktion und ihre Kunden. Demgegenüber steht aber die Tatsache, dass die allermeisten Konsumenten keine Vorstellung davon haben, wie die Lebensmittel produziert, verarbeitet und gehandelt werden. Die Diskussion zeigte, dass der Schlüssel im Bewusstsein der Verbraucher liegt: Je besser informiert der Konsument ist, desto besser weiss er, was er (konsumieren) will und desto eher wählt er Produkte von denen er weiss, dass sie seinen Wünschen entsprechen.
Das Bewusstsein der Konsumenten wird mehrschichtig beeinflusst: gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch. Wollen wir also wie der Titel der Veranstaltung suggerierte, unsere Zukunft aktiv gestalten, müssen wir alle alle Ebenen berücksichtigen.
Weitere Links:
Agrarinfo Podiumsdiskussion 2016 - weitere Beiträge
Vortrag von Christian Hiss, Regionalwert AG →
Landwirtschaft als soziale Angelegenheit: Die Gesellschaft bestimmt die Zukunft →
Landwirtschaft als ökonomische Angelegenheit: Zukunftsfähige Wertschöpfung →
Landwirtschaft als politische Angelegenheit: Ernährung bleibt politisch →
Landwirtschaft als Debatte: Anregungen aus der Zuschauerdiskussion →