Frucht – Beere – Nuss. Was sind Bohnen?
Äpfel sind Rosen?
Ja, das heisst natürlich nicht, aber eigentlich schon… Die zarten 5-blättrigen Blüten de Apfelbäume sehen den Blüten von Hagebutten fast zum Verwechseln ähnlich. Kein Wunder: Äpfel gehören zur Familie der Rosengewächse 😉. Aber die Früchte, auch wenn bei beiden der Blütenkelch noch vorhanden ist, weil sie aus unterständigen Fruchtknoten entstanden, gehören zu verschiedenen Kategorien: Äpfel sind Sammelbalgfrüchte und Hagebutten Sammelnussfrüchte. Auch die Himbeere gehört zu den Rosengewächsen, obwohl sie eine Sammelsteinfrucht ist.
Einleitung
Wir gärtnern nach dem Mondkalender. Nicht immer, aber so konsequent wie möglich. Da wird unter anderem unterschieden zwischen Wurzel-, Blatt-, Blüten- und Fruchttagen.
Karotten gehören zu den Wurzeln, Salat und Spinat weil wir die Blätter essen wollen zu Blattpflanzen und Blumenkohl wird an Blütentagen gesät, gepflegt und geerntet. Anders beim Senf, da ist alles wichtig: als Gründüngung speziell die Wurzeln, als Gemüse die Blätter und Blüten, und für den «Senf» dann die Früchte. Denn unter Früchte fällt all das, was zuerst blühen muss und dann erst das entsteht, was man essen oder weiterverwerten will. Dazu gehören auch Erdbeeren, Raps, Bohnen, Tomaten, Mais, Kürbisse, … unabhängig davon, ob sie jetzt Süssgräser oder Nachtschattengewächse seien oder zu den hippen Leguminosen gehören.
Frucht = Samen + Fruchthülle.
Sammelfrüchte bezeichnen wir «im Alltag» als Früchte,
Streu- und Springfrüchte eher als Gemüse
Was ist eine Frucht?
Welche Rolle die Bienen bei der Bestäubung vieler Blüten haben, weshalb sie bei Feigen nichts helfen können und wie zum Beispiel Getreide vom Wind bestäubt wird, darüber schreiben wir vielleicht ein anderes mal. In diesem Artikel springen wir an dem Punkt ein, wo sich nach erfolgter Befruchtung der Fruchtknoten vergrössert und in der Regel zur Frucht entwickelt, wobei die Fruchtknotenwand zur Fruchthülle auswächst.
Da aus jedem Fruchtknoten eine Frucht entstehen kann, bilden sich in Blüten mit mehreren Fruchtknoten meist auch mehrere Früchte. Bleiben diese zusammen, wächst daraus eine Sammelfrucht (wie die oben erwähnten Äpfel, Hagebutten und Himbeeren). Und beteiligen sich an der Bildung der Frucht ausser dem Fruchtknoten noch andere Blütenteile, so entsteht eine sogenannte Scheinfrucht (Bsp. die Erdbeeren).
Samen und Fruchthülle zusammen werden als Frucht bezeichnet, wobei bei einigen die Fruchthülle und bei andern die Samen gegessen werden.
«Im Alltag» bezeichnen wir Sammelfrüchte als Früchte, Streu- und Springfrüchte eher als Gemüse, und Schliessfrüchte sind, je nachdem, mal Steinfrucht, Nuss oder Beere:
Schliessfrüchte
Ist der Samen vom Fruchtfleisch eingeschlossen, spricht man von einer Schliessfrucht. Dazu gehören Steinfrüchte, Nüsse und Beeren:
Eine Steinfrucht besteht aus einen Samen, der in seinem Nährgewebe eingeschlossen ist. Essen wir hauptsächlich das Fruchtfleisch, also die eigentliche Fruchthülle, nennen wir es Steinobst. Dazu gehören Aprikosen, Pflaumen, Zwetschgen, Pfirsich, Mirabellen, Nektarinen, Kirsche, Schwarzdorn, Kornelkirschen und auch Oliven.
Bei anderen essen wir das Nährgewebe, das heisst den Kern der Fruchtsamen. Im Alltag nennen wir sie Nüsse … Kokosnuss, Walnuss, Mandeln, Pistazien und Marroni gehören in diese Familie. Erdnüsse haben die Nuss zwar im Namen, aber – die Verwandtschaft ist ihnen anzusehen – sie gehören zu Hülsenfrüchten.
Beeren haben viele Samen, die in einer weichen Fruchthülle eingeschlossen sind, und gehören deshalb ebenfalls zu den Schliessfrüchten. Was wir Beerenobst nennen, also Stachelbeeren, Johannisbeeren, Cassis, Aronia, gehören hierzu, aber auch Kiwi und Bananen, Tomaten, Auberginen, Paprika, Gurken, Zucchetti, Kürbis und Melonen. Wobei letztere wegen ihrer ledrigen Aussenhaut auch als Panzerbeeren bezeichnet werden.
Streu- oder Springfrüchte
Bei den Schliessfrüchten bleibt der Samen normalerweise im Fruchtfleisch, bei den Springfrüchten lösen sich die reifen Samen aus. Die Schoten von reifem Raps oder die Kapseln von Mohn illustrieren den Namen gut. Aber auch Hülsenfrüchte, also Bohnen, Erbsen, Linsen sind Springfrüchte sowie Balgfrüchte wie zum Beispiel Sternänis.
Kreuzworträtsler.innen kennen die «Fruchthülle mit 12 Buchstaben»: es geht um die Erbsenschote 😉.
Sammelfrüchte
Besitzt eine Blüte mehrere Fruchtknoten oder wachsen in einer Fruchthülle mehrere Samen zusammen, spricht man von Sammelfrüchten. Auch hier werden die obenstehenden Definitionen angewandt:
Schliessfrüchte bei denen wir das Nährgewebe essen, das heisst den Kern der Fruchtsamen, gehören zu den Nüssen. Viele zusammen verwachsene Nüsse geben eine Sammelnussfrucht. Dazu gehört die Erdbeere: das feine, fleischige, ist nicht das Fruchtfleisch einer Frucht, sondern der (rote) Blütenboden vieler!
Eine Steinfrucht hat einen Samen in einer verholzten Schale, der im Fruchtfleisch eingeschlossen ist. Entwickeln sich in einer Blüte viele Fruchtknoten miteinander und verwachsen, entsteht eine Sammelsteinfrucht. Himbeeren und Brombeeren gehören dazu. Der Blütenboden bleibt am Strauch, das Fruchtfleisch ist fest verwachsen; die Griffel und Narben der einzelnen Früchtchen sind gut erkennbar. Auch der Mais gehört in diese Kategorie, wobei hier nicht die Früchte miteinander verwachsen, aber sehr eng aneinander auf dem gleichen Blütenboden reifen.
Sammelbalgfrüchte sind, was wir Kernobst nennen, also Äpfel, Birnen. Hier ist der mehrfächrige Fruchtknoten mit dem Blütenboden verwachsen.
Weiterführende Links:
Biodynamischer Kalender, demeter.ch →
Was sind Nüsse? Oekofair.de →
Warum die Erdnuss keine Nuss ist, SWR.de/wissen →
Frucht, Biologie-Seite.de →
Feigen, Gartenjournal.net →
Beeren, wikipedia →
Analyse des Frischsegments von Früchten und Gemüsen (BLW) →
Botanical Foundation
Techno-Science, Frucht
Biologie der Frucht
Akademisches Wörterbuch