“Es braucht Taten statt schöne Worte gegen den Welthunger”
Am 19. Mai sorgten die JUSO mit ihrer Aktion an der Expo Milano für Schlagzeilen: Dort waren vor dem Schweizer Pavillion die Transparente, die auf Nahrunsmittelspekulation aufmerksam machen, nicht gerne gesehen – die Aktivisten wurden über eine Stunde von den Carabinieri festgehalten. Die JUSO Schweiz ist enttäuscht über das Verhalten der Verantwortlichen. Dario Schai schreibt dazu (1):
Während sich die offizielle Schweiz mit Taten gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln und damit gegen den Welthunger schwer tut, verkauft sie sich an der Weltausstellung in Mailand mit der Beschreibung „attraktives, solidarisches und verantwortungsvolles Land“.
Der Kontrast zwischen Rhetorik und Realität könnte kaum grösser sein: Während sich die offizielle Schweiz mit 23.1 Millionen Franken Steuergeldern und einem von Nestlé finanzierten Pavillion als Leuchtturm der Ernährungspolitik feiert, zocken Schweizer Finanzkonzerne und Spekulanten nach wie vor auf Nahrungsmittel und verursachen damit Hunger und Elend auf der ganzen Welt. In seiner ablehnenden Botschaft zur JUSO-Initiative „Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln (Spekulantionsstopp)“ lehnt es der Bundesrat ab, Massnahmen dagegen zu ergreifen.
Spekulationsstopp-Initiative
Die Initiative «Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln» wurde im September 2012 von der JUSO gemeinsam mit der SP, den Grünen und mehreren Hilfswerken lanciert und in weniger als einem Jahr wurden rund 140’000 Unterschriften gesammelt, davon sind rund 117’000 Unterschriften gültig.
Der Bundesrat empfiehlt die Initiative zur Ablehnung. Die Wirtschaftskommission des Ständerats “will der Nahrungsmittelspekulation Grenzen setzen“. Sie sprach sich für eine Gesetzeserweiterung aus, ganz verbieten will sie die Spekulationen mit Nahrungsmitteln aber nicht. Die Initiative stösst in der Bevölkerung auf grosse Resonanz.
Mit einem witzigen, provokativen Spot mischt sich Solidar Suisse in die Diskussion ein. Der Spot verbreitet sich derzeit rasant über Soziale Medien. Solidar Suisse will mit der Aktion die aktuelle Unterschriftensammlung der Spekulationsstopp-Initiative unterstützen.
Es gibt doppelt soviel Übergewichtige wie Unterernährte auf der Welt
Die Nahrung würde für alle reichen. Doch Lebensmittelspekulation verschärft die globale Not.
Der Internationale Getreidemarkt wird von einem halben Dutzend Firmen kontrolliert. Sie beobachten die Lager und die absehbaren Ernten. Sind diese knapp und die Erntevoraussagen schlecht, dann kaufen sie, um ihre Kunden beliefern zu können … Damit provozierten sie eine Preisverdopplung … Und wenn sich Preise innert 2–4 Wochen verdoppeln, interessieren sich auch Spekulanten und die Preise steigen weiter. Preiszerfall provoziert Preisanstieg und Preisanstieg provoziert Investitionen – und wenn die Investitionen weitergehen, sinken die Preise wieder und der Zyklus fängt von vorne an (siehe auch den Artikel Landwirtschaft und Globalisierung auf agrarinfo).
Nur noch ein kleiner Teil des Nahrungsmittelhandels dient dem realen Austausch, der überwiegende Teil sind Wetten an der Börse. Diese Nahrungsmittelspekulation führt immer wieder zu unglaublichen Schwankungen und massiv erhöhten Nahrungsmittelpreisen. Millionen Menschen werden in Armut und Hunger getrieben.
Ein grosser Teil der Spekulation auf Nahrungsmittel läuft über Schweizer Banken und die grössten Rohstoffunternehmen der Welt haben hier ihren Firmensitz. Der Kampf gegen das Geschäft mit Hunger muss deshalb hier beginnen. Die Schweiz kann ein starkes Zeichen gegen die Nahrungsmittelspekulation setzen, das auch weltweit Wirkung zeigt.
Das Schweizer Stimmvolk wird im Laufe der nächsten Jahre darüber abstimmen können, ob es die tödliche Profitmacherei weiter tolerieren will. Ein Nein zur Nahrungsmittelspekulation ist ein wichtiger Schritt, um den Handel mit Nahrungmitteln wieder auf seinen eigentlichen Zweck zurückzubringen: Die Ernährung der Menschen.
Ich bin zufällg auf die Webseite http://www.handle-fair.de gestossen, dort gibt es viele Infos rund um das Thema Spekulation mit Lebensmitteln.