Veröffentlichung: 03.09.12; Aktualisierung: 22.04.14
Sind Gentech-Pflanzen gefährlich, wem können sie nützen?
Während fünf Jahren befassten sich im Rahmen des NFP 59 Forscher zum Thema „Nutzen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen“. Seit Ende August 2012 liegt nun der Synthesebericht zum NFP 59 vor.
Demnach konnten die Forscher keine negativen Auswirkungen der gentechnisch veränderten Pflanzen auf Umwelt und Gesundheit feststellen. Von insgesamt 30 Projekten untersuchten 13 die gesundheitlichen und ökologischen Auswirkungen des Anbaus von gentechnisch veränderten Pflanzen. Zwei Projekte analysierten über tausend wissenschaftliche Publikationen zu diesem Themengebiet ohne dabei auf begründete Hinweise auf schädliche Auswirkungen der Grünen Gentechnik zu stossen. Elf Projekte untersuchten im Labor und im Freiland die Umweltrisiken von gentechnisch verändertem Weizen, Mais und Erdbeeren. Auch hier zeigten sich offenbar keine Beeinträchtigungen von nützlichen Insekten, Mikroorganismen oder insgesamt der Bodenfruchtbarkeit.
Ganz anders sieht das die SAG (Schweizerische Arbeitsgruppe Gentechnologie). Sie kritisierte den Schlussbericht des NFP 59 und seine Empfehlungen als „tendenziös“: „Aussagen zur Entlastung von Risiken werden zugespitzt, real existierende Probleme mit dem Gentech-Anbau werden als Bewirtschaftungsfehler verharmlost. Die Tatsache, dass die Resultate aus Experimenten in Klimakammern, Gewächshäusern oder Kleinfeldversuchen stammten, werde ungenügend berücksichtigt. Die insgesamt ernüchternden Ergebnisse zum wirtschaftlichen Nutzen für die Schweizer Landwirtschaft werden mit spekulativen Zukunftserwartungen geschönt.
Die Ergebnisse des NFP 59 stellen den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen des Anbaues von gentechnisch veränderten Pflanzen für die Schweizer Landwirtschaft deutlich in Frage.
Dazu folgende Überlegungen. Wir wissen nicht was wir tun…. aber fangen schon mal damit an…. Mittlerweile wachsen weltweit auf rund 160 Millionen Hektar gentechnisch veränderte Pflanzen. Der grossflächige Anbau dieser Pflanzen steht jedoch in deutlichem Missverhältnis zum Stand des Wissens. Denn die Gentechnik manipuliert an den Grundbausteinen des Lebens, ohne deren Funktion und Zusammenwirken genau zu kennen. Die Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen für die Gesundheit von Mensch und Tier sind nach wie vor ungenügend untersucht. Besonders Langzeitstudien und Versuche, die bespielsweise die Auswirkungen auf nachkommende Generationen zum Thema haben, sind nicht zu finden. Immer wieder auftretende Pannen resultieren daraus, dass die Komplexität der Verebrung systematisch verkannt wird und die Methoden dieser Risikotechnologie ausserordentlich unpräzise sind.
Aufgrund mangelnden Grundlagenwissens werden Folgen in Zulassungsverfahren für genmanipulierte Pflanzen nur ungenügend erfasst und auf ihre Konsequenzen für die Gesundheit von Mensch und Umwelt geprüft. Genmanipulation an Pflanzen ist daher eine gewagte Lotterie, der Anbau von Gen-Pflanzen ein riskantes Spiel auf Kosten von Mensch und Natur. Die Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen ist irreversibel. Denn einmal freigesetzt, können die Organismen weder zurückgeholt noch kontrolliert werden.
Weitere Überlegungen: Tatsächlich steigert gentechnisch verändertes Saatgut weder die Ernteerträge, noch bekämpft es den Welthunger oder reduziert den Einsatz von Pestiziden. Stattdessen hat die Gentechnik weltweit zu einer Konzentration und Monopolisierung des Saatgutmarktes in nie gekanntem Ausmass beigetragen. Ebenso konnten keine signifikaten Ertragssteigerungen nachgewiesen werden. Im Gegenteil: Beikräuter, die gegen Unkrautvernichtungsmittel wie Glyphosat resistent sind, nehmen zu. Diese Mittel werden zusammen mit herbizidresistenten Pflanzen eingesetzt und führen zu „Superunkräutern“, die erhebliche ökonomische Schäden in den USA verursachen. Die betroffene Fläche hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. In Brasilien traten in den letzten Jahren neue resistente Beikräuter auf. Als Folge wird nicht nur die Dosierung von Glyphosat erhöht, es werden auch zunehmend giftigere Pestizide in unübersichtlichen Mischungen eingesetzt. Die grossflächige Anwendung von Glyposat führt nach verschiedenen Untersuchungen auch dazu, dass Mineralstoffe in den Böden abnehmen, die Organismen geschädigt werden und verstärkt Pilzkrankheiten auftreten.
Übrigens: Die Lobbyisten der Chemie- und Saatgutunternehmen, wie Monsanto, Syngenta & Co, sind weltweit in Zulassungsbehörden, den Agrarministerien und ausgerechnet den grossen Stiftungen, wie beispielsweise die Bill & Melinda Gates Foundation vertreten, die den Hunger in Afrika bekämpfen wollen (!).
Auch die Koexistenz ist wenig realistisch. Zwar versichern uns Monsanto, Syngenta & Co. seit Jahren, dass ein Nebeneinander von gentechnikfreier Landwirtschaft und dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen problemlos möglich sei.
Für Auskreuzung und Verbreitung gibt es tausend und mehr Wege. Gentechnisch veränderte Pflanzen können ihr Erbgut an Pflanzen der gleichen Art, aber auch an Wildpflanzen weitergeben. Die Verbreitung kann auf vielfältige Weise erfolgen. Vom Pollenflug, über Insekten, Vögel und andere Tiere, Überdauern der Samen in der Erde, über Transportverluste bis zur Kontaminationen von Saatgut.
Im Dezember 2011 teilte das Bundesamt für Umwelt (BAFU) mit, dass an einem Bahndamm bei Lugano mehrere gentechnisch veränderte Rapspflanzen gefunden wurden. Wahrscheinlich stammten die Pflanzen von Samen, die aus einem Bahnwaggon gefallen waren, so die Vermutung von Experten. Diese unterdessen entfernten Rapspflanzen gehörten zu einer Sorte von Monsanto, die in der EU als Futtermittel zugelassen ist, dort aber keine Anbaubewilligung hat. Diese Funde bestätigen: Eine Koexistenz ist in der kleinräumigen Schweiz praktisch unmöglich, denn die Ausbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen lässt sich letztlich nicht verhindern und schon gar nicht kontrollieren. Und somit wäre letztendlich die Wahlfreiheit des Einzelnen, ob Bauer oder Konsument nicht mehr gewährleistet!
(Als Koexistenz bezeichnet man die Möglichkeit, dass verschiedene landwirtschaftliche Konzepte wie der Gentech-Anbau, die konventionelle Landwirtschaft, der IP-Anbau oder der biologische Landbau nebeneinander praktiziert werden können, ohne dass die Richtlinien der einzelnen landwirtschaftlichen Anbaumethoden verletzt werden.)
Was genveränderte Pflanzen auf lange Sicht genau bewirken, wenn sie in den Nahrungskreislauf gelangen, ist noch nicht hinlänglich untersucht. Umwelt- und Gesundheitsrisiken können somit keineswegs ausgeschlossen werden.
10 Argumente für eine gentechfreie Schweiz
- GenFood ist gegen den Willen der Bevölkerung
- Patente auf Pflanzen
- Gesundheitliche Risiken
- Gentechnisch veränderte Pflanzen breiten sich unkontrolliert aus
- Risikotechnik (Folgegenerationen)
- Koexistenz bei grüner Gentechnik ist nicht möglich
- Wenige Grosskonzerne kontrollieren unsere Lebensmittel
- Bio-Landwirtschaft durch Gen-Pflanzen gefährdet
- Mehr Spritzmittel durch Gen-Pflanzen
- Keine Lösung für das weltweite Ernährungsproblem
Fazit: Das Anbau-Moratorium hat sich bewährt. Zum heutigen Zeitpunkt bringt der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen ökologisch und ökonomisch keinen Vorteil. Zudem sind Schweizer KonsumentInnen nach wie vor sehr kritisch gegenüber gentechnisch veränderten Organismen eingestellt.
Die Motion von Nationalrat Ritter, welche das bestehende Moratorium für den Anbau von GVP bis Ende 2017 verlängern will, hat auch nach Abschluss des NFP 59 vollste Berechtigung.