Veröffentlichung: 17.04.14; Aktualisierung: 25.04.14
Alle bisherigen Erkenntnisse belegen, dass genveränderte Organismen (GVO) weder der Schweizerischen Landwirtschaft noch den Konsumentinnen und Konsumenten oder gar der Umwelt einen Mehrwert bringen. Deshalb hat das Parlament im letzten Jahr mit grosser Mehrheit die Verlängerung des Gentech-Moratoriums bis 2017 beschlossen.
Mangelnde Nachfrage, mangelnde Wirtschaftlichkeit. Aufgrund der im internationalen Vergleich hohen Standards für Landwirtschaftsprodukte in der Schweiz haben weder Konsumenten noch Landwirte derzeit ein Interesse an GVO-Produkten.
Vielmehr sieht die Schweizerische Landwirtschaft ein Qualitätsargument einer „Gentechfreiheit“ als bedeutenden Marktvorteil gegenüber der internationalen Konkurrenz.
Die vom Bundesrat vorgeschlagenen Koexistenzregelungen stehen dementsprechend im direkten Widerspruch zur gesetzlich verankerten Qualitätsstrategie der Schweizerischen Land- und Ernährungswirtschaft.
Überdies würden die vorgeschlagenen Koexistenz-Regelungen in der kleinräumigen Schweiz einen hohen administrativen Aufwand und kostspielige Verfahren hinsichtlich Warenflüsse bzw. Verarbeitungswege von gentechnisch veränderten und konventionell resp. biologisch produzierten Lebensmitteln verursachen. Auch besteht immer ein Restrisiko für Verunreinigungen. Für Auskreuzung und Verbreitung gibt es tausend und mehr Wege. Gentechnisch veränderte Pflanzen können ihr Erbgut an Pflanzen der gleichen Art, aber auch an Wildpflanzen weitergeben. Die Verbreitung kann auf vielfältige Weise erfolgen. Vom Pollenflug über Insekten, Vögel und andere Tiere oder Überdauern der Samen in der Erde. Die dadurch entstehenden Haftungsfragen sind nicht genügend geklärt. Mögliche Mehrkosten und Risiken müssten letztlich von den Konsumentinnen und Konsumenten getragen werden.
Wir wissen nicht was wir tun…. aber fangen schon mal damit an…. Mittlerweile wachsen weltweit auf rund 160 Millionen Hektar gentechnisch veränderte Pflanzen. Der grossflächige Anbau dieser Pflanzen steht jedoch in deutlichem Missverhältnis zum Stand des Wissens. Die Gentechnik manipuliert an den Grundbausteinen des Lebens, ohne deren Funktion und Zusammenwirken genau zu kennen. Die Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen für die Gesundheit von Mensch und Tier sind ungenügend untersucht. Langzeitstudien und Versuche, die beispielsweise die Auswirkungen auf nachkommende Generationen zum Thema haben, sind nicht zu finden. Immer wieder auftretende Pannen resultieren daraus, dass die Komplexität der Vererbung systematisch verkannt wird und die Methoden dieser Risikotechnologie ausserordentlich unpräzise sind.
Aufgrund mangelnden Grundlagenwissens werden Folgen in Zulassungsverfahren für genmanipulierte Pflanzen nur ungenügend erfasst und auf ihre Konsequenzen für die Gesundheit von Mensch und Umwelt geprüft. Genmanipulation an Pflanzen ist daher eine gewagte Lotterie, der Anbau von Gen-Pflanzen ein riskantes Spiel auf Kosten von Mensch und Natur. Die Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen ist irreversibel. Denn einmal freigesetzt, können die Organismen weder zurückgeholt noch kontrolliert werden
Tatsächlich steigert gentechnisch verändertes Saatgut weder die Ernteerträge, noch bekämpft es den Welthunger oder reduziert den Einsatz von Pestiziden. Stattdessen hat die Gentechnik weltweit zu einer Konzentration und Monopolisierung des Saatgutmarktes und somit der Nahrungsmittelkette in nie gekanntem Ausmass beigetragen. Signifikate Ertragssteigerungen konnten keine nachgewiesen werden. Im Gegenteil: Beikräuter, die gegen Unkrautvernichtungsmittel wie Glyphosat resistent sind, nehmen zu. Diese Mittel werden zusammen mit herbizidresistenten Pflanzen eingesetzt und führen zu „Superunkräutern“, die in den USA erhebliche ökonomische Schäden verursachen. Die betroffene Fläche hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. In Brasilien traten in den letzten Jahren neue resistente Beikräuter auf. Als Folge wird nicht nur die Dosierung von Glyphosat erhöht, es werden auch zunehmend giftigere Pestizide in unübersichtlichen Mischungen eingesetzt. Die grossflächige Anwendung von Glyposat führt nach verschiedenen Untersuchungen auch dazu, dass Mineralstoffe in den Böden abnehmen, die Organismen geschädigt werden und verstärkt Pilzkrankheiten auftreten.
Ferner hält auch die Eidgenössische Ethikkommission für die Biotechnologie im Ausserhumanbereich (EKAH), welche am 19. Februar 2013 zur Vernehmlassungsvorlage kritisch Stellung genommen hat, fest, dass aus grundsätzlichen risikoethischen Überlegungen „die Ergebnisse des NFP 59 keine abschliessenden Aussagen über Nutzen und Risiken von GVO-Pflanzen erlauben“.
Was genveränderte Pflanzen auf lange Sicht genau bewirken, wenn sie in den Nahrungskreislauf gelangen, ist noch nicht hinlänglich untersucht. Umwelt- und Gesundheitsrisiken können somit keineswegs ausgeschlossen werden.
Bioforum Schweiz/Daniela Weber