An warmen Frühlings- und Sommertagen erfüllt das Summen der Bienen die Luft über blühenden Gärten und Wiesen. Beim Sammeln von Nektar und Blütenpollen sorgen die Bienen bei uns für die Bestäubung von rund 80% aller Nutz- und Wildpflanzen und haben damit eine sehr hohe ökologische Bedeutung.
Albert Einstein soll einst gesagt haben: „Wenn die Bienen sterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen“. Ob das Zitat wirklich von Einstein stammt, ist ungewiss, doch Tatsache ist, dass ein grosser Teil unserer Nahrung von den Bienen abhängt.
Die Biene, auch als “kleinstes Haustier” des Menschen bezeichnet, lässt sich weder domestizieren noch zähmen, ihre gezielte Haltung begann jedoch schon vor rund 7.000 Jahren.
In diesem Dossier finden Sie Hintergrundinformation zu den Themen Bienen und Honig.
Fakten zu den Bienen
Imkerei und Landwirtschaft
Rund 80% der Bestäubungsleistungen werden durch die Honigbiene erbracht. Geschätzter Ertragsausfall ohne Honigbiene nur bei Obst und Beeren = ca. 270 Mio. Franken. Geschätzter Bestäubungswert der Honigbiene weltweit = 222 Mia. Franken.
Umgekehrt braucht die Honigbiene eine bienenfreundliche Landwirtschaft. Die Landwirtschaft bietet weitgehend die Nahrungsgrundlage, welche möglichst vielseitig und ununterbrochen sein muss. Tödlich für die Bienen sind unkorrekt angewendete Insektizide und oft Fungizide oder Kombinationen von beiden, auch das Mähen mit Aufbereitern kann ganze Sammlerinnen-Populationen ausmerzen.Verbreitung
Unsere Honigbiene ist die heimische europäische Biene (Apis mellifera). Die in der Schweiz zurzeit gehaltenen ca. 160’000 Bienenvölker ergeben eine rechnerische Bienendichte von 3,9 Völkern pro km2. Wichtiger als dieses Mass ist, dass in jedem Tal noch Bienen vorkommen sollten. Richtwert für Bienendichte in Obstanlagen: 3 Völker pro ha.
Es gibt keine wildlebenden Honigbienen mehr. Seit dem Auftraten der parasitischen Milbe Varroa destructor in der Schweiz (1984) überleben Bienenvölker nur noch mit entsprechender Varro-Behandlung durch Imker. Schwärme, die sich in Hohlräumen einnisten, überleben ohne entsprechende Behandlung nur noch 1 bis 2 Jahre. Damit ging ein wichtiger Teil der genetischen Diversität, den die wildlebenden Völker beitrugen, verloren.Imkerin und Imker
Die ca. 16’000 ImkerInnen halten im Durchschnitt je 10 Völker, was als Hobby einzustufen ist. ImkerInnen sind Leute aus allen Volksgruppen und Berufen. Weniger als 5% sind Bauern.Kranheitsprävention und Seuchenbekämpfung
Für die Bienenhaltung sind, wie bei anderer Tierhaltung, gewisse Auflagen und Richtlinien einzuhalten. Insbesondere zu beachten sind Registrierungspflicht und Bestandeskontrolle und die Weisungen für Sauerbrut- und Faubrutbekämpung in der Tierseuchenverordnung des BVET.Zukunftsperspektiven
Quelle: Wirz Handbuch, Pflanzen und Tiere, 2014, agridea
Die Zahl der Imkereibetriebe und damit der Bienenvölker hat in der Schweiz in den letzten 25 Jahre um die Hälfte abgenommen. Mit einem Konzept zur Förderung der Honigbiene (BLW 2008) will der Bund diesen Rückgang bremsen. Gefördert wrid eine Professionalisierung der ganzen Branche in den Bereichen Bildung, Bienenzucht, Bienengesundheit.Bienensterben
Das Bienensterben erreichte im Winter 2011/12 einen beunruhigenden Rekord: rund die Hälfte aller Bienenkolonien in der Schweiz kollabierten. Das sind schweizweit rund 100.000 Völker. Im darauffolgenden Winter starben erneut knapp 30% der Völker. Sorgen bereitet das Bienensterben insbesondere der Landwirtschaft, sie ist auf die Bestäubungsleistung der kleinen Insekten angewiesen.
Als eine der Hauptursachen für das Massensterben der Bienen gilt eine kleine Milbe namens Varroa destructor. Der ursprünglich aus Asien kommende, 1-2 mm grosse Parasit befällt Bienenvölker auf allen Kontinenten ausser Australien – dorthin hat es der kleine Blutsauger bisher noch nicht geschafft. Die Varroamilbe klammert sich sowohl an Bienenlarven als auch an erwachsene Honigbienen und ernährt sich von deren Hämolymphe und schwächt sie dadurch.
Neben Viren, bei deren Vermehrung die Varroa wiederum eine grosse Rolle spielt, stehen aktuell Insektengifte als «Mittäter» im Verdacht – vor allem jene, die Neonikotinoide enthalten. Diese Substanzen werden beispielsweise auf Saatgut aufgebeizt. Dass diese Stoffe für Bienen hochgiftig sind, ist seit langem bekannt.
Zudem besteht der Verdacht, dass Neonikotinoide ein Bienenvolk schon durch sehr geringe Dosen langfristig entscheidend schwächen kann. Neonikotinoide sind systemische Pestizide, das heisst, sie verbreiten sich in allen Teilen der Pflanzen, auch in den Pollen.Um möglichst viel Ertrag zu erreichen, wird eine immer intensivere Landwirtschaft betrieben. Die Folge Monokulturen. Diese führen wiederum zu einer sehr einseitigen Ernährung und damit zu einer Verschlechterung der Vitalität der Bienen.
Auch der Klimawandel macht den Bienen arg zu schaffen, aufgrund veränderter klimatischer Bedingungen verschieben sich die Blütezeiten und die Bienen geraten so unter Stress, dies hat zur Folge, dass die Bienen unorganisiert ausfliegen und weniger Nahrung finden. Lange Trockenperioden, eisige Kälte und starker Niederschlag strapazieren die Bienen ebenfalls.
Ob und inwieweit elektromagnetische Strahlungen auf den Orientierungssinn und das Lernverhalten der Bienen einen negativen Einfluss haben, ist derzeit noch nicht abschliessend geklärt. Sicher ist jedoch, dass Bienenvölker, die einer Strahlung von 50 Kilohertz ausgesetzt werden, Stressreaktionen zeigen.
Honig
Was ist Honig eigentlich? Honig ist der süsse Stoff, den die Bienen erzeugen, indem sie Blütennektar und andere süsse Säfte von lebenden Pflanzen aufnehmen, durch körpereigene Stoffe anreichern, in ihrem Körper verändern, in Waben speichern und dort reifen lassen. Honig dient uns Menschen schon seit Jahrtausenden als Lebensmittel und Medizin.
Zusammensetzung: Honig variiert geschmacklich und farblich je nach Herkunft und Pflanzenart. Hauptbestandteile bilden verschiedene Zuckerarten (vorwiegend Frucht- und Traubenzucker), wechselnde Mengen von organischen Säuren, Spuren von Mineralstoffen und Vitaminen, zahlreiche Fermente und Enzyme sowie über 100 verschiedene Aromastoffe. Der Wassergehalt des Honigs darf nicht mehr als 20% betragen.
Bienen und Gentechnik
Bienen haben einen Flugradius von mehreren Kilometern. Sie kümmern sich nicht um Ackergrenzen und unterscheiden nicht zwischen gentechnisch veränderten und konventionellen Pflanzen. Somit kann es beim Bienenflug zur Übertragung von Pollen zwischen gentechnisch veränderten und konventionellen Pflanzen kommen und damit zu einer unerwünschten Auskreuzung. Besonders bei Forschungsfreisetzungen oder Pflanzen, die keine Zulassung als Lebesmittel haben, ist die Gefahr gross, dass gentechnisch verändertes Material in die Lebensmittelkette gelangen.
Zudem geht es auch um die Frage, wie verträglich Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen für Bienen sind. Bienen und ihren Larven dient der proteinreiche Pollen als Nahrung. Wenn nun neue oder veränderte Inhaltsstoffe in Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen gebildet werden, kommen Bienen auf diesem Weg damit in Berührung.2010 wurden in der Schweiz 10’558 Tonnen Honig konsumiert, davon wurden 7’893 Tonnen aus dem Ausland importiert.
Honig, der mit Pollen gentechnisch veränderter Pflanzen verunreinigt ist, muss nichtgekennzeichnet werden.Wilde Pollensammler (Wildbienen)
Kultur- und Wildpflanzen werden nicht nur von der Honigbiene bestäubt. Ebenso wichtig sind Wildbienen. Doch ihre Bestände nehmen ebenfalls drastisch ab. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Wildbienen und andere Wildbestäuber bei der Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen eine entscheidende Rolle spielen. Ihre Häufigkeit und Vielfalt hat in den letzten Jahrzehnten durch den Verlust von Nahrungs- und Nistressourcen jedoch dramatisch abgenommen. Dies hat auch Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Nachhaltige Landwirtschaftsmethoden tragen nachweislich zur Erhaltung der Wildbienen bei.
“Unter den Wildbienen gibt es viele spezialisierte Arten, die Pflanzen bestäuben, welche die Honigbiene nicht anfliegt”, sagt Andres Müller von der ETH Zürich. Die Luzerne etwa, eine wichtige Futterpflanze, schleudert ihre Pollen mit einer Art Exposionsmechanismus auf den Bestäuber. Das behagt der Honigbiene gar nicht. Auch Heidelbeeren sind auf die Spezialisten angewieden: Einige Wildbienen und Hummeln bringen dies Pflanze mit Hilfe ihrer Flugmuskulatur zum Vibrieren, so dass die Pllen auf ihren Körper geschleudert wird.
Allerdings geht gerade die Zahl spezialisierter Wildbienen in der Schweiz und auch in Europa stark zurück. “Etwa die Hälfte der rund 750 Wildbienenarten in Mitteleuropa ist heute gefährdet”, sagt Müller. Zum einen hat das Angebot an Blüten deutlich abgenommen, zum anderen sind so genannte Kleinstrukturen selben geworden, Steinhaufen oder vegetationsarme Bodenstellen, die Wildbienen für die Netzanlage benötigen.
Links:
Infos zu Wildbienen >>>
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Mellifera e.V. – Initiativen für Biene, Mensch, Natur >>>
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Diverse Artikel zum Thema:
Süddeutsche.de zum Weltbienentag 2018 →
Baumhöhlen für Honiglieferanten, Tierwelt, 22.05.14 >>>
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Die Studie Plan Bee – Leben ohne Pestizide von Greenpeace >>>
Im Emmental sterben die Bienen massenhaft, 20min.ch, 30.04.14 >>>
Gift im Bienen-Gepäck, Greenpeace-Reports, April 2014 >>>
Wenn Bienen den Heimweg nicht finden, Freie Universität Berlin, 20.03.14 >>>
Wildbienen stecken sich offenbar direkt bei Honigbienen an, Martin-Luther Universität, Halle-Wittenberg, 19.02.14 >>>
Studie zum Bienensterben: Nicht genug Nahrung für das Volk, TAZ, 30.01.14 >>>
In Europa fehlen sieben Milliarden Bienen, Tages-Anzeiger, 09.01.14 >>>
Geschwächte Bienenvölker, NZZ, 23.10.13 >>>
Wer hat Angst vor toten Bienen?, WOZ, 13.06.13 >>>
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Bücher und Filme:
Die Gaben der Bienen, Karsten Massei >>>
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